Speichelkanalkrebs (Salivary duct carcinoma SDCa) ist eine seltene Krebsart die häufig metastasiert und trotz modernster Therapie auch heute noch in der Regel eine schlechte Prognose aufweist. Das hat u.a. damit zu tun, dass Studien an dieser Krebsart wegen der seltenen Fälle sehr aufwendig sind. Das Ziel der Studie bestand darin, Prognose-Untergruppen zu erkennen. Die Untergruppen sollten einerseits eine Typisierung nach verschiedenen Prognosen erlauben (Risikofaktoren). Weiter sollten mögliche Therapiepfade erkundet werden. In einer Gruppe von 66 Patientinnen und Patienten (48 männlich) wurde einerseits die Krankengeschichten erhoben und ausgewertet und andererseits wurden die zugehörigen Gewebeproben in einem aufwendigen Verfahren auf Genmutationen untersucht.
Die genetische Analyse ermittelte die beiden Rezeptoren AR (Androgenrezeptor) und ERBB2 (Human epidermal growth factor receptor 2) als besonders aussagekräftig: Patientinnen und Patienten deren Tumoren, weder AR noch ERBB2 aufweisen, haben eine schlechtere Prognose als solche, deren Tumoren, einen oder beide Rezeptoren tragen. Je nach AR- und ERBB2-Status zeigen die Tumoren ausserdem ein unterschiedliches Mutationsprofil, was für die Wahl einer zielgerichteten medikamentösen Therapie von Bedeutung ist. Zudem wurden Rauchen, männliches Geschlecht und MYC-Amplifikation als Biomarker für eine tendenziell schlechtere Prognose identifiziert.
Simon A. Müller stellt fest: «Erstmals konnten für SDCa Untergruppen bestimmt werden, für die eine spezifische Prognose gestellt und eine angepasste Therapieform entwickelt werden kann.»
Simon A. Müller führte die Studien unter der Leitung von Prof. Mark Cowley und Prof. Ruta Gupta am Garvan Institute of Medical Research und am Department of Tissue Pathology and Diagnostic Oncology, Royal Prince Alfred Hospital, NSW Health Pathology aus. Er publizierte die Ergebnisse in der Zeitschrift Modern Pathology der USCAP als Erstautor.
Studie: Molecular patterns in salivary duct carcinoma identify prognostic subgroups
https://doi.org/10.1038/s41379-020-0576-2
Experte: Dr. med. Simon A. Müller Oberarzt an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf und Halschirurgie am Inselspital, Universitätsspital Bern.
Ein Beitrag des UCI - Das Tumorzentrum des Universitätsspitals Bern